TA/EA: Beethoven im Trockenen

Heiligenstädter Barockgartenkonzert konnte erstmals nicht im Barockgarten stattfinden
Zu Beginn des Abends schien es ein wenig danach, als hätten sich alle Mächte gegen die Macher der Konzerte im Barockgarten verschworen. Nicht nur, dass es regnete wie aus Kannen. Zum Konzertbeginn fehlten auch noch die Musiker. Ein Rückblick auf einen dennoch gelungenen Abend.

Von Thomas T. MÜLLER

Heiligenstadt. Bernhard Cordier mochte eigentlich gar nicht mehr zum Mikrofon greifen, als er gegen 21.45 Uhr die rund 600 Gäste erneut um “nur noch wenige Minuten Geduld” bat. Als einer der Organisatoren der Reihe “Konzerte im Barockgarten” hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits einiges durchstehen müssen. Mit viel Mühe und großem logistischem Aufwand waren bereits seit Freitag Morgen zahlreiche Helfer damit beschäftigt gewesen, die Bühne und die 600 Stühle im Barockgarten aufzubauen.

Als am Sonnabend Nachmittag endlich alles am Platz war und die erste technische Probe erfolgreich abgeschlossen war, kam der erste Rückschlag. Ein Platzregen brachte die Helfer ins Schwitzen: Alles musste binnen weniger Minuten abgedeckt und regensicher verzurrt werden. Gegen 19 Uhr fiel die Entscheidung, dass das Konzert im Barockgarten erstmals nicht im Barockgarten stattfinden würde. Die Witterung ließ dies nicht zu.
Wie froh waren die Organisatoren in diesem Augenblick über das Angebot von Probst Heinz Josef Durstewitz, im Not-, also Regen-Fall die Marienkirche nutzen zu können. Der Umbau begann erneut und auch die Gäste, die ab 20 Uhr kamen, hatten Verständnis und erfreuten sich im Trockenen an der Innenarchitektur der Probsteikirche. Leider konnten sie dies länger als ihnen eigentlich lieb war, denn als Bernhard Cordier ihnen um kurz nach 21 Uhr mitteilen musste, dass wegen einer Panne der Bus mit der Hälfte der Musiker noch auf dem Wege sei, konnte keiner ahnen, dass bis zum Konzertbeginn noch rund eine Stunde vergehen würde.

Die ersten Meisterleistungen des Abends lieferten die Künstler dann bereits vor ihrem Konzert: Innerhalb von zehn Minuten kleideten sie sich um und stimmten sich auf ihren Auftritt ein. Was dann folgte, war eine würdige Entschädigung für das lange Warten. Die Musiker des Sorbischen National Ensembles und des Theaters Liberec lieferten in der Marienkirche ein Klangerlebnis, das voller und schöner kaum sein konnte.

Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie begeisterte die Zuhörer und auf Anton Dvoraks Sinfonie Nr. 9 (“Aus der neuen Welt”) folgten stehende Ovationen. Begeistert gingen die Besucher nach dem Konzert in den Barockgarten, wo die Organisatoren als Entschädigung für die Verzögerung einen Sekt spendierten und zu einem beeindruckenden Feuerwerk im mittlerweile etwas abgetrocknetem Garten einluden.