TA: Wieder mit „Sahnehäubchen“
Zehntes Barockgartenkonzert begeistert etwa 600 Zuhörer – Programm voller Leckerbissen
Heiligenstadt. Festlich gestimmte Besucher strömen in den Barockgarten. Die Decke oder warme Jacke unterm Arm weist sie als kundige Gäste aus: Zum späten Sommerabend hin kann es empfindlich kühl werden. Und es wird kühl und auch spät, aber niemand sehnt ein früheres Ende herbei. Das jährliche Konzert im idyllischen Geviert zu Füßen der Propsteikirche wird wie immer mit allen Sinnen genossen.
21 Uhr am Samstag. Die 600 Stühle rund um das aus Hecken geformte Labyrinthsind fast ausnahmslos besetzt. Freudige Erwartung in allen Reihen. Das zehnte Barockgartenkonzert verspricht berühmte Melodien aus Klassik, Operette und Musical. Ein Programm voller Leckerbissen. Einen solchen aus Schokolade gab’s bereits am Eingang. Ein süßer Gruß zum Jubiläumsabend.
Magisches Licht, orangefarben vom alten Jesuitenkolleg her, violett zur Kirche hin, liegt über dem akkurat gehaltenen Ziergarten. Plötzlich ein Zischen wie von Hunterten von Schlangen. Ein Wasserfall aus rotem, irisierenden Licht stürzt von der Kirchenmauer. Weiß flammt eine „10“ auf – ein Glückwunsch zum zehnten Konzert. Jiri Malat, der Dirigent der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach, hebt den Taktstock. Die ersten Töne der Ouvertüre zu „Don Pasquale“ erklingen.
Einen „Augen- und Ohrenschmaus“ hat Mechthild Führ vom Freundeskreis Konzerte im Barockgarten zuvor versprochen. Die Sponsoren, ohne die keines der Konzerte möglich wäre, hob die stellvertretende Bürgermeisterin Ute Althaus hervor. Die Abende im Barockgarten nennt Althaus ein „Aushängeschild“. In Fachkreisen haben die Veranstaltungen längst einen Ruf. Gern ist auch die Vogtland Philharmonie gekommen. Tourneen führten das Orchester bereits bis nach China, auch in die Schweiz und die USA.
Temperament und Leidenschaft auf der Bühne neben dem Orchester. Tänzer der Oper Leipzig begeistern mit dem „Lied des Toreros“ aus Bizets „Carmen“. Gebauschte Röcke und schwarze Locken fliegen. Der Holzschuhtanz aus „Zar und Zimmermann“ kommt nicht polternd, eher recht sanft daher. Große Heiterkeit löst eine eigenwillige Interpretation des „Barbier von Sevilla“ aus. Solist Joachim Goltz seift schwungvoll einen Gast aus dem Publikum ein. Der schielt gespielt ängstlich auf das viele „Blut“ seines Umhanges.
Aus der Pause kehrt mancher mit einem Glas Wein zurück. Genuss mit allen Sinnen… Die Solistin Sonja Koppelhuber besingt, im Labyrinth der Hecken spazierend, frech-fröhlich das aus der „Fledermaus“ von Johann Strauß entlehnte Motto des Abends „Ich lade gern mit Gäste ein“. In Frack und Zylinder spaziert Joachim Goltz „ins Maxim“. Gänsehaut zur kühlen Abendluft beschert Koppelhubers „Don’t cry for me Argentina“. Die Schwermut des Liedes hat keine Zeit, sich breit zu machen. Vom Milchmann Tevje aus „Anatevka“ wird sie hinweggefegt.
Minutenlanger Applaus dankt allen Künstlern. Das Publikum wickelt sich noch einmal fest in Decke und Jacke. Das „Sahnehäubchen“ auf den Leckerbissen des Abends kündigt sich an. Ein prächtiges Feuerwerk entflammt und setzt den Schlusspunkt unter ein gelungenes Konzert.
Fotos & Text: Monika Köckritz