TA: Russischer Sommernachtstraum

Petersburger Weltklasseorchester und Höhenfeuerwerk im ausverkauften Barockgarten

Der Himmel über Heiligenstadt leuchtete in schönstem Dunkelblau. Die Turmuhr schlug neunmal, und Juri Gilbo mahnte mit einem kurzen leisen Schlag auf sein Notenpult zur Ruhe. Es begann eine lange Weiße Nacht im Barockgarten.

Heiligenstadt. Als der Dirigent der St. Petersburger Philharmonie, Juri Gilbo, sein Orchester die ersten Töne der Ouvertüre aus der Oper „Ruslan und Ludmilla“ spielen ließ, verstummte jegliche Geschäftigkeit, jedes leise Schwatzen und Gläserklirren sofort. Alle Besucher im restlos ausverkauften Barockgarten lauschten begeistert der Vertonung des Märchenpoems von Alexander Puschkin. Gilbo hatte mit dem Stück von Michail Glinka einen denkbar günstigen Auftakt für das siebte Konzert im Heiligenstädter Barockgarten gewählt.

Längst ist die von zehn Eichsfeldern organisierte jährliche Konzertveranstaltung die wohl größte ihrer Art in der Region. Über mangelndes Interesse mussten die Organisatoren nie klagen, doch inzwischen sind schon Wochen vor dem Konzert  keine Karten mehr zu bekommen. Die Gäste kamen aus allen Himmelsrichtungen und fuhren teilweise über 100 Kilometer, um den Kunstgenuss im Heilbad zu erleben. Doch nicht nur die Akzeptanz der Veranstaltung hat sich entwickelt, auch der Veranstalter, der Freundeskreis Konzerte im Barockgarten, ist mit der Aufgabe gewachsen. Waren die Macher vor sieben Jahren zum größten Teil noch Laien auf diesem Gebiet, läuft heute von der Versorgung mit Getränken bis zum Höhenfeuerwerk längst alles hochprofessionell.

Dass auch auf der Bühne vor der Kulisse der angestrahlten Marienkirche Profis am Werk waren, hatte das Publikum schon nach dem ersten Stück bemerkt und quittierte dies natürlich mit dem entsprechenden Applaus. Dem Motto des Abends, „St. Petersburger Weiße Nächte“, entsprechend und wohl auch der Herkunft der Musiker geschuldet, war natürlich viel russische Seele zu spüren. Unvermeidlich war hier natürlich Pjotr Tschaikowskys „Schwanensee“. Aber auch in Mitteleuropa eher selten gespielte Komponisten, wie Georgi Swiridow oder Valeri Gawrilin, waren zu hören.

Neben den musikalischen Höhepunkten begeisterte das Publikum am Ende ein üppiges Höhenfeuerwerk am inzwischen schwarzen Nachthimmel. Und selbst nachdem die letzte Rakete verglüht war, blieben einige noch, um im Garten die Nacht zu genießen.

Thomas T. Müller